Lerne Shila und ihre Familie kennen, die in einer Stadtwohnung im Kopenhagener Stadtteil Østerbro leben. Shila ist Juristin mit Schwerpunkt im Bereich geistiges Eigentum und arbeitet derzeit bei der dänischen Arbeitsschutzbehörde. Ihr Partner Sebastian ist sowohl Fotograf als auch Musiker. Gemeinsam ziehen sie ihren einjährigen Sohn Rakim Elias groß.
Was hat dich an der Elternschaft am meisten überrascht?
Es hat mich überrascht, dass sich mein Leben nach der Geburt von Rakim Elias drastisch verändert hat – und das von Sebastian in vielerlei Hinsicht gleich geblieben ist. Ich fühlte mich wie ein völlig neuer Mensch. Besonders als stillende Mutter hatte ich lange Zeit nicht das Gefühl, wirklich ‚ich selbst‘ zu sein – mein Körper gehört nicht nur mir allein. Ich teile ihn mit meinem Kind. Und seine Bedürfnisse hatten Vorrang vor meinen. Selbst einfache Dinge wie ein Friseurbesuch konnten kompliziert werden. Aber ich versuche mir bewusst zu machen, dass diese Phase nicht ewig andauert. Und jetzt, wo ich langsam wieder mehr ‚Shila‘ bin, vermisse ich fast schon diese innige Symbiose zwischen mir und Rakim Elias.
Wie sorgst du für dein eigenes Wohlbefinden während du dich um dein Kind kümmerst?
Ich achte darauf, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen. In den ersten Monaten war das manchmal nur eine Stunde pro Woche – aber diese Stunde hat mir enorm geholfen, Kraft zu tanken und eine bessere Mutter zu sein. Ob mit einem Buch, einem Matcha oder einer kleinen Hautpflegeroutine – Hauptsache, es nährt mich und gehört nur mir.
Wie unterstützt ihr euch als Paar in der Elternschaft?
Wir geben uns gegenseitig den Raum, wir selbst zu bleiben. Zwei Wochen nach der Geburt ist Sebastian z. B. für einen Fotoauftrag auf die Färöer-Inseln gereist. Für viele mag das unvorstellbar sein – aber so leben wir Elternschaft. Wenn ich mit Freundinnen aufs Roskilde Festival möchte, bleibt Sebastian mit Rakim zu Hause – und umgekehrt. Natürlich steht Rakim immer an erster Stelle, aber wir glauben, dass wir bessere Eltern sind, wenn wir auch gut für uns selbst sorgen.
Wann und wo nutzt du normalerweise eine Babytrage?
Ich trage Rakim besonders dann, wenn er emotional überfordert oder von den Eindrücken des Tages überreizt ist. In diesen Momenten braucht er Nähe – und mein Herzschlag beruhigt ihn zuverlässig.
Welcher Moment mit deinem Kind hat dich zuletzt innehalten und lächeln lassen?
Auf einem Familienausflug nach Helsingør war Rakim völlig fasziniert von der Zugfahrt – Bäume und Häuser zogen an ihm vorbei, und er war einfach überwältigt. Dieser Moment hat mich tief berührt. Es ist das Schönste daran, Eltern zu sein: die Welt durch die Augen des Kindes noch einmal neu zu entdecken.
Wie findest du deinen eigenen Rhythmus als Mutter bei all den Ratschlägen?
Gerade nach der Geburt war ich unsicher, wie ich erziehen möchte. Ich habe viele Ratschläge bekommen – oft ungefragt – vom Namensvorschlag bis zur Beikosteinführung. Anfangs habe ich alles aufgesogen, aber irgendwann gemerkt, dass es mich mehr verunsichert als hilft. Denn ich kenne mein Kind am besten. Heute sage ich klar: Danke für den Rat – aber ich melde mich, wenn ich welchen brauche.
Was hoffst du, dass dein Kind von dir lernt, einfach indem es dich beobachtet?
Ich wünsche mir, dass er ein toleranter Mensch wird. Einer, der andere nicht verurteilt, sondern das Gute im Menschen sieht. Ich hoffe, ich kann ihm Freundlichkeit und Liebe vorleben, die er weitergeben kann.
Welche familienfreundlichen Orte in Kopenhagen liebst du besonders?
Ich liebe das Bette Café in Carlsberg Byen – ein wunderbarer Ort für Kinder und Erwachsene zugleich. Die Kinder können spielen, die Eltern entspannen bei gutem Essen und Getränken. Ein Platz, an dem man stundenlang verweilen kann.
Wer stärkt dich?
Ich bin von wunderbaren Menschen umgeben, die mich und mein Kind lieben und alles für uns tun würden. Da mein Mann berufsbedingt oft unterwegs ist, ist mein Netzwerk aus Freund*innen und Familie umso wichtiger. Sie lassen mich nicht allein – und genau das gibt mir Kraft.
Danke, Shila!